Ist das Ziel eines E-Flughafens realistisch – und sinnvoll?
Natürlich nicht, Fliegen bleibt ein dreckiger Luxus, insbesondere bei all den Privatflügen am Kassel Airport. Daher haben wir am 20.09. zum angeblichen „Green Aviation Day“ gegen das Luxusfliegen protestiert:
Pressestatement zum Thema: „Große Pläne für kleinen Flughafen“, HNA 21.06.2025
Der Kassel Airport träumt vom elektrischen Fliegen, davon dass Kassel, in der Mitte von Deutschland, ein Drehkreuz für den elektrischen Flugverkehr wird und damit endlich aus den roten Zahlen herauskommt. Ist dies ein realistisches Ziel? Oder viel mehr ein Versuch, den seit 14 Jahren am Tropf öffentlicher Finanzierung hängenden Flughafen positiv in der Presse zu platzieren?
Technisch gesehen ist die Ausstattung von Flugzeugen mit Elektromotor nur für kleine Maschinen möglich, da die Batterien für normale Linienflieger viel zu schwer wären. E-Flugzeug heißt somit: absolutes Luxussegment. Eine öffentliche Förderung eines E-Flughafens erscheint daher befremdlich: Für 95% der Bevölkerung wird das gegenüber Zug, Bus und Auto nie eine Option sein. „Hier sollen wie bisher Spielplätze für die Reichsten der Gesellschaft subventioniert werden!“, so Jona Königes vom Bündnis Kassel Airport Stoppen, dem aktuell 7 Organisationen vom BUND Kassel über die Students for Future bis zu Greenpeace Kassel angehören.
Bei Airbus kennt man schon lange die Schwierigkeiten, die mit einem Co2-neutralen Antrieb verbunden sind. Seit einigen Jahren wurde an einer elektrischen Flugtaxientwicklung gearbeitet. Jedoch war das Projekt von einer Wirtschaftlichkeit soweit entfernt, dass Airbus es wieder auf Eis legte. Insgesamt hatte Airbus einen dreistelligen Millionenbetrag investiert und erst im letzten Jahr eine neue Halle in Donauwörth gebaut. Das Ziel: 4 Menschen 100 km weit zu transportieren konnte nicht erreicht werden. Der Grund dafür ist der nicht ausgereifte Stand der Technik bei der Batterieherstellung (6). Auch andere Entwickler und Produzenten von E-Flugzeugen gehen reihenweise pleite oder beenden ihre Projekte vorzeitig, wie z.B. das US-Start-Up Eviation, das alle Mitarbeiter entlassen hat oder der bayrischen Flugtaxientwickler Lillium, der im Februar erneut Insolvenz angemeldet hat.
„Elektrisches Fliegen ist die Zukunft der Regionalluftfahrt und ein klares Zeichen für die Zukunftsfähigkeit des Kassel Airports“, so der Aufsichtsratsvorsitzende des Kassel Airport Uwe Becker, Hessischer Finanzstaatssekretär. Die oben dargestellten Beispiele zeigen jedoch das Gegenteil und werfen die Frage auf, ob die Vorschläge tatsächlich ernst gemeint sind. Vielmehr wirken sie wie ein Ablenkungsmanöver von der fehlenden wirtschaftlichen Perspektive des Airports. Denn elektrisches Fliegen ist sehr weit von einer Marktreife entfernt.
Und damit keine realistische Perspektive für den Kassel Airport.
Dieser plant zwar mit dem kleinen Start-Up Evia Aero/Bremen eine Photovoltaik-Anlage auf dem Airport zu installieren. Doch auch Evia Aero kann keine E-Flugzeuge zaubern, sondern möchte – laut eigener Pressemitteilung – 10 elektrische Flugzeuge bei dem Hersteller MD Aircraft/Friedeburg/Nds. kaufen (1). MD Aircraft baut zwar Flugzeuge, hat jedoch auch keine eigene Motorenproduktion für E-Flugzeuge. Diese Motoren entwickelte seit 10 Jahren bisher nur Rolls Royce. Aus diesem Grund hat MD Aircraft im letzten Herbst seine Zusammenarbeit mit Rolls Royce vertieft. (2) Rolls Royce jedoch ist schon seit längerem erfolglos auf der Suche nach einem Käufer für seine chronisch defizitäre E-Motoren-Entwicklungsabteilung – und schließt diese nun folgerichtig. (3)
Woher und wann sollen die 3 elektrischen 9-Sitzer also kommen, die Evia Aero laut dem Geschäftsführer des Kassel Airport am hiesigen Flughafen stationieren will? Selbst bei Existenz und unrealistischer „Vollauslastung“ dieser drei Flieger käme man bei den erwarteten 1000 Flugbewegungen pro Jahr nur auf 27.000 Passagiere. Dem Kassel Airport fehlen aber 480.000 Passagiere selbst für die worst case-Prognosen von 600.000 Passagieren für 2020. Auch die E-Flieger wären somit nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein namens Kassel Airport, für den unsere Steuermillionen verbrannt werden.
Wenn man sich diese Zahlen und all die Rückschläge im Co2-neutralen Flugverkehr anschaut, dann wirkt die Ankündigung des Airports, nun auf E-Flugzeuge zu setzen, wie eine grüngefärbte Beruhigungspille. Sie passt leider nur zu gut ins Bild eines öffentlich finanzierten Privatflughafens für die Reichsten.
Eine PV-Freiflächenanlage auf dem Flughafen ist dennoch eine gute Idee. Darüber hinaus gibt es genug sinnvolle Nachnutzungs-Ideen für die Airport-Fläche und ebenso viele Ideen für die Nutzung der jährlichen Steuermillionen, von denen derzeit am Airport Kassel zu 90% kleine Privat-Flieger profitieren.
Hintergrundinfos/ Weitere Aspekte:
Ebenso ausgesetzt hat Airbus in diesem Jahr die Entwicklung von Wasserstoff-Flugzeugen. Airbus hatte 2020 in Aussicht gestellt, emissionsfreies Fliegen bis 2035 möglich zu machen. Bis dahin sollte ursprünglich ein kleines „ZEROe“-Passagierflugzeug mit Wasserstoff-Antrieb entwickelt werden. Nun verschiebt Airbus seine Pläne zur Entwicklung eines Co2-neutralen Verkehrsflugzeugs. Grund sei, „dass die Technologie langsamer als erwartet vorangekommen sei“, teilte das Unternehmen mit. Die Entwicklung sei fünf bis zehn Jahre zurück, um das gesetzte Ziel zu erreichen.
In den USA galt das Start-up Eviation lange als aufsteigender Stern am Himmel des elektrischen Fliegens. Eine Kooperation mit DHL sollte die nötigen Aufträge bringen und das Unternehmen in die schwarzen Zahlen führen. Ein Prototyp wurde schon in den Farben gelb und rot von DHL lackiert. Und dann kam das Aus von heute auf morgen: alle MitarbeiterInnen sind entlassen worden.
Der bayrische Flugtaxientwickler Lillium steht vor dem Aus. Das aufstrebende Unternehmen beschäftigte zum Schluß bis zu 1.000 MitarbeiterInnen. Ihnen wurde gekündigt und viele sind auf der Platform LinkedIn wieder auf Jobsuche. Auslöser war, das private Investoren sich stark zurückgehalten hatten. Als Grund gilt in der Luftfahrtbranche mangelndes Vertrauen. Zwar verwies man bei Lilium immer wieder auf zahlreiche Bestellungen für den hauseigenen Elektroflieger, den sogenannten Lilium-Jet. Doch bis zuletzt konnte die Firma keinen öffentlichen Demonstrationsflug mit Piloten an Bord vorweisen. (5)
Quellen:
(
(3) Rolls Royce schließt seine elektrische FlugmotorenEntwicklung, weil es keinen Käufer gibt.
(5) Flugtaxientwickler Lillium vor dem Aus
https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/flugtaxi-entwickler-lilium-offenbar-vor-endgueltigem-aus,UXkmrc2
Und „ Flugtaxi-Entwickler wieder in der Insolvenz“: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/lilium-flugtaxi-insolvenz-102.html
(6) Flugtaxientwicklung von Airbus auf Eis gelegt
(7) Entwicklung von Wasserstoffflugzeugen bei Airbus auf Eis gelegt


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